Epitaph St. Gallus

Fertigstellung der Gedenktafel für die gefallenen Mühlheimer Soldaten
im  Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 
St. Galluskirche, Mühlheim  

Der Heimatverein freut sich über die gelungene Restaurierungsarbeit des Epitaphs bei der St Galluskirche in Mühlheim. Die Gedenktafel ist aus Renfrizhausener Schilfsandstein gehauen und wurde durch die Firma Klaus Locher Steinbildhauer, Fridingen über mehrer Monate restauriert. Somit ist es gelungen diese langfristig zu erhalten. 

Die Tafel wurde zu einem besonderen Datum am 30. November 2020 an ihrem angestammten Platz wieder eingebaut. 

Leider ist ein Vorort Termin mit Führung ist derzeit nicht möglich. Dieser wird jedoch zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt.   

In zeitintensiven Recherchen hat Stadtarchivar Ludwig Henzler die geschichtlichen Hintergründe zusammengetragen die wir leider derzeit nur in schriftlicher Form an unsere Mitglieder sowie die interessierte Bevölkerung mitteilen können.  

Aus dem Stadtarchiv Mühlheim:  

Zwanzig junge Soldaten aus Mühlheim mussten 1870 in diesen Krieg gegen Frankreich ziehen. 

Drei davon fielen in den heftigen Kämpfen in verschiedenen Schlachten. Die Namen finden wir auf  der Gedenkplatte die  von ihren Waffenbrüder Freunden und Anverwandten gestiftet wurde. 

Am oben genannten 30. November vor genau 150 Jahren starb Franz Karl Henninger nach einem Schuss in den Unterleib in der Schlacht bei Coeuilly und wurde Tags darauf  beerdigt, er war 24 Jahre alt und war  Soldat im 1. Infanterie Regiment. 

Zehn Tage später am 10. Dezember 1870 starb der Feldwebel  Moriz Buhl  an Typhus bei Coulommiers und wurde auf dem Gottesacker der Gemeinde beerdigt. Buhl war Feldwebel im 6. Infanterieregiment und war 28 Jahre alt. 

Nur  sechs Tage später am 16. Dezember fiel in der Schlacht bei Epinal Ulrich Wirth. Er war Obermann im 4ten Infanterieregiment und war 25 Jahre alt. (Obermann war Verbindungsmann zwischen Soldaten und Offizieren 

Innerhalb 17 Tage starben also  drei junge ledige Männer aus Mühlheim. 

Die Todesnachrichten kurz vor dem Weihnachtsfest hat sicher die Familien und die ganz Gemeinde in tiefe Trauer versetzt. 

Den Schrecken dieses Krieges spiegelt sich in dem Gedicht „Die Rosse von Gravelotte“  und erinnert an diese Schlacht die am 18. August 1870  in der Nähe von Metz stattfand und unter den deutschen Truppen viele Verluste hinterließ. 

Das Gedicht gehörte lange Zeit zum Auswendiglernen in den Schulunterricht  und stellt eindrücklich die Schrecken dieses Krieges dar. 

Die Rosse von Gravelotte 

Heiß war der Tag und blutig die Schlacht,  
Kühl wird der Abend und ruhig die Nacht. 

Droben vom Waldsaum nieder ins Thal  
Dreimal schmettert Trompetensignal; 

Ladet so laut und schmettert so hell,  
Ruft die Dragoner zurück zum Appell. 

Truppweis, in Rotten, zu dreien und zwein,  
Stellen die tapferen Reiter sich ein. 

Aber nicht alle kehren zurück,  
Mancher liegt da mit gebrochenem Blick. 

Kam zur Reveille frisch noch und rot,  
Liegt beim Appell bleich, blutig und tot. 

Ledige Rosse, den Sattel leer,  
Irren verwaist auf der Walstatt umher. 

Doch der Trompete schmetternd Signal  
Ruft aus der Ferne zum drittenmal. 

Schau, und der Rappe, dort spitzt er das Ohr,  
Wiehernd wirft er die Nüstern empor. 

Sieh, und der Braune gesellt sich ihm bei,  
Trabt ihm zur Seite, wie sonst in der Reih‘. 

Selber der blutige Schimmel, so müd,  
Hinkt auf drei Beinen und reiht sich ins Glied. 

Truppweis, in Rotten zu dreien und zwein  
Stellen die ledigen Rosse sich ein. 

Rosse wie Reiter verstehn den Appell,  
Ruft die Trompete, so sind sie zur Stell‘. 

Ueber dreihundert hat man gezählt,  
Rosse, zu denen der Reitersmann fehlt. 

Ueber dreihundert, o blutige Schlacht,  
Die soviel Sättel hat ledig gemacht! 

Ueber dreihundert, o tapfere Schar,  
Wo bei vier Mann ein Gefallener war! 

Ueber dreihundert, o ritterlich Tier,  
Ohne den Reiter noch treu dem Panier! 

Wenn ihr die Tapferen von Gravelotte nennt, 
Denkt auch der Rosse vom Leibregiment!  

(Quellennachweis Stadtarchiv)