Turmuhr schmückt Museum

Sigwin Maier hat sie in 140 Stunden für die Nachwelt erhalten.
Das Mühlheimer Museum im Vorderen Schloss ist um eine zeitgeschichtliche Rarität reicher: In mühesamer Arbeit haben Mitglieder des Heimatvereins die Kirchturmuhr aus dem Kirchturm geholt Der Mühlheimer Uhrmachermeister hat das alte Stück genau unter die Lupe genommen und sie in 140 Stunden Facharbeit nicht nur überholt, sondern sie wieder in den Urzustand versetzt. Sie könnte jetzt ohne weiteres den wichtigen Dienst der Stundenanzeige übernehmen.
Die Kirchturmuhr stammt aus dem Jahr 1904 und wurde von der Ulmer Firma Philipp Hörz gebaut. Sie ist also 108 Jahre alt. Stadtarchivar Ludwig Henzler ist es gelungen, wichtige Daten von damals zu erhalten.  So ist der Schriftwechsel zwischen dem damaligen Stadtpfarrer Dörr und dem Hersteller Hörz in Ulm gefunden worden. Ebenso Rechnungen von Mühlheimer Bürgern, die am Abbruch des alten Uhrkastens und Aufstellen der neuen Uhr beteiligt waren.
Der Kaufvertrag selbst stammt vom 5. September 1904. Eine der Bedingungen damals war,  dass  die Uhr bei einmaligem Aufzug 30 Stunden zu laufen und zu schlagen hatte. Die Aufstellung der Uhr musste zudem innerhalb von vier Wochen erfolgen. Sie ist dann in der Zeit von 22. bis 29. November 1904 auf dem Kirchturm der Stadtpfarrkirche St. Maria Magdalena aufgestellt worden. Der Kostenpunkt für die 471 Kilogramm schwere Uhr hat damals 1100 Mark betragen. Er wurde jeweils zur Hälfte von der Stadt Mühlheim und von der Kirchengemeinde getragen.

Die Zahnräder der Uhr wurden nicht aus Gussteilen hergestellt, sondern waren Bronzeräder mit „konstanter Kraft“, wie der damalige Vertrag ausweist.
Das sei heute undenkbar, sagte Uhrmachermeister Maier. Besonders ihm ist es zu verdanken, dass   die Rarität jetzt im Museum ist. Vor der Restaurierung hätten Sammler zwischen 4000 und 5000 Euro hingelegt, schätzt Sigwin Maier.
Nicht nur damals war es eine „Heidenarbeit“, das gute Stück in den Kirchturm zu transportieren. Auch jetzt bedurfte es vieler helfender Hände, die alte Uhr in die Vorstadt zur Restauration und dann wieder zurück ins Museum zu transportieren. Bürgermeister Kaltenbach hat im Beisein einiger Vorstandsmitglieder und Stadtpfarrer Weber das über hundert Jahre alte Zeitzeugnis vorgestellt.